Olten – Aarau

Druck

Flusskarte zum Abschnitt Olten-Aarau

Olten

tannwaldbrücke_eisenbahnbrücke_olten_aare

Die erste Tannwaldbrücke aus dem Jahre 1856 war noch als doppelspurige Eisenbahnbrücke ausgelegt. Nachdem die alte Hauensteinlinie auf ein Gleis reduziert wurde, setzte man 1952 eine einspurige Konstruktion auf die alten Flusspfeiler

sbb-aarebrücke-nord_aare_olten2

Etwas flussabwärts folgt die Eisenbahnbrücke der neuen Hauensteinlinie. Der Kesselwagenzug erlaubt einen netten Vergleich: Im Bild führt die Aare etwa den Inhalt von 4 – 5 Kesselwagen – pro Sekunde!  

Stauwehr Winznau

wehr-winznau_aare_winznau

Am Stauwehr Winznau beginnt eine bis Brugg reichende Abfolge von Ausleitungs- und Restwasserstrecken. Nicht weniger als fünf Kraftwerke ringen dem Fluss auch das letzte Kilowatt ab. Im Hintergrund links beginnt der Ausleitungskanal des EW-Gösgen

oberwasserkanal_wasserkraftwerk-gösgen_aare_jura

In Ausleitungskanälen soll bei minimalem Gefälle möglichst viel Wasser transportiert werden. Dies wird mit monotonen und „glatten“ Strukturen erreicht, wo nur wenige Fliesswiderstände auftreten. Unter diesen Voraussetzungen ist eine naturnahe Gestaltung nur eingeschränkt möglich

dotierturbine_wehr-winznau_restwasser_fischtreppe_unterwasser

Über eine Dotierturbine gelangt das Restwasser in die Alte Aare. Die Turbulenzen des Auslaufs erzeugen am Zugang der Fischtreppe eine Lockströmung

fischtreppe_stauwehr-winznau_aare

Die Fischtreppe am Winznauer Wehr funktioniert sehr gut. Der Aufstieg wird von vielen Arten angenommen und ist auch für Jung- und Kleinfische passierbar

 Gösger Schachen

alte-aare_winznau2

Beginn der Alten Aare im Gösger Schachen. In der Restwasserstrecke verbleiben nur etwa 3% der Gesamtwassermenge

warntafel_unterer-schachen

Fällt das EW-Gösgen vom Netz, öffnen sich flussaufwärts sofort die Wehrschützen. Dann strömt bei Winznau der gesamte Fluss in die Restwasserstrecke, was im engen Bett einem Hochwasser gleichkommt

alte-aare_winznau_2

Seit 2007 werden die Restwassermengen in der Alten Aare grosszügiger dotiert. Saisonal abgestimmte Abflüsse sollen auentypische Entwicklungen fördern

Hochwasserschutz und Revitalisierungsprojekt Aarau – Olten

Seit 2010 werden zwischen Olten und Aarau Massnahmen zum Hochwasserschutz und zur ökologischen Aufwertung vorgenommen. Das Grossprojekt gliedert sich in fünf Etappen, die schrittweise bis in die Jahre 2027/28 umgesetzt werden.

alte-aare_gösgen-schachen_schachen_revitalisierung

Zwischen Dulliken und Winznau wurde die erste Etappe bereits vollendet. Ein reaktivierter Seitenarm, flache Uferzonen und Inseln sorgen für abwechslungsreiche und gut vernetzte Lebensräume

Geschiebe

steilufer_restwasserstrecke_gösger-schachen_geschiebe

Seit dem Bau des Stauwehrs Winznau hat sich die Alte Aare um mehrere Meter in den Gösger Schachen eingefressen

Das meiste Aaregeschiebe bleibt heute in den Staustrecken des Mittellandes liegen. So wird auch in den Gösger Schachen kaum noch Material eingetragen, was den Fluss zur Tiefenerosion bewegt. So fallen Auenbereiche trocken und Ufersicherungen werden unterspült, um nur zwei Folgen zu nennen.

wigger_delta_aare_geschiebe_aarburg

Die bei Aarburg einmündende Wegere führt nur noch wenig Geschiebe in die Aare. Verantwortlich dafür sind Verbauungen und Geschiebesammler am Oberlauf

Zur Verbesserung der Situation (Gösger Schachen) werden folgende Massnahmen angestrebt:

  • Reaktivierung des Geschiebehaushalts in der Wegere, damit wieder Material in die Aare eingetragen wird
  • Die Grundschützen des Winznauer Wehrs werden bei Hochwasser früher geöffnet, damit mehr Geschiebe in die Restwasserstrecke gelangt
  • Eine Verbreiterung des Flussbetts, um die Schleppkraft des Wassers zu reduzieren, was wiederum die Tiefenerosion verringert
  • Kiesschüttungen an ausgewählten Stellen, damit diese vom Fluss erodiert werden können
ruine-göskon

Dies sind die letzten Überreste der Ruine Göskon. Bis ins Spätmittelalter trohnte hier ein Turm über der damals noch ungezähmten Aare. Das Bauwerk endete als Steinbruch zum Bau der Stadtkirche Aarau

akw-gösgen

Im AKW-Gösgen wird Wasser aus dem Ausleitungskanal zur Kühlung verwendet. Wegen Revisionsarbeiten ist der Kühlturm mal ohne die typische Dampffahne zu sehen

gösger-schachen_alte-aare_restwasserstrecke

Die Alte Aare weist eine mittlere Wasssertiefe von etwa 40 cm auf. Das Gewässer wird von vielen bachtypischen Kleinlebewesen besiedelt

ew-gösgen_kraftwerkbrücke_alte-aare_gösger-schachen_3

Die Kraftwerkbrücke bei Mühledorf ist ein kurioser Hybrid aus Eisenbahn-, Strassen- und Fussgängerbrücke

EW-Gösgen

ew-gösgen_unterwasserkanal_aare

Seit 1917 am Netz, wurde das EW-Gösgen in den Jahren 1997-2000 umfangreich modernisiert. Die Anlage gehört zu den leistungsstärksten Wasserkraftwerken an der Aare

gespinnst-des-wahnsinns

Das Gespinnst des Wahnsinns

alte-aare_gösgen-schachen_schachen3

Weiden sind perfekt an das Leben am Wasser angepasst. Als Sträucher und Bäume gedeihen sie auch unterhalb der mittleren Hochwasserkote. Durch den Gösger Schachen rauschen pro Jahr 1-3 Hochwasser

Ballyschwelle

ballyschwelle_alte-aare_grezenbach

Die sogenannte Ballyschwelle wurde 1880/81 vom Schuhfabrikanten Bally als Wasserfassung für einen Werkskanal errichtet. Damit betrieb die Firma ein eigenes Kraftwerk, das jedoch 1917 aufgegeben wurde, als das EW-Gösgen ans Netz ging

ballyschwelle_detail

Heute dient die zerfallende Schwelle nur noch zur Stabilisierung der Sohlenlage, damit sich die Alte Aare nicht noch mehr ins Gelände eintieft

ballyschwelle_alte-aare_grezenbach2

Die Schwelle ist – wenn überhaupt – nur von wenigen Fischen passierbar. Bei Spitzenhochwasser ist zudem die Abflusskapazität ungenügend. Das Bauwerk soll mittelfristig durch einen tieferliegenden Sohlengürtel (vermutlich aus gestuften Blocksteinen) ersetzt werden

Bally Park

Ab 1868 liess der Unternehmer Carl Franz Bally zwischen Gretzenbach und Schönenwerd Teile der Flussaue trockenlegen. Auf dem gewonnen Land wurde eine Schuhfabrik, sowie einen ans Firmengelände anschliessender Park gebaut. Darin konnte die Arbeiterschaft Ruhe und Erholung finden. Die Parkanlage im englischen Stil gehört innerhalb der Schweiz zu den bedeutendsten ihrer Art.

bally-park_kosthaus

Als ausgesprochener Menschenfreund war Bally stets dem Wohlergehen seiner Arbeiterschaft zugetan. Das Kosthaus am Rande des Parks war einfach, aber zweckmässig eingerichtet. Bally machte sich auch ausserhalb der Firma als Gönner und Förderer einen Namen

bally-park_teichanlage_weisse-seerosen

Die Teichanlage wurde aus einem Seitenarm der Aare geformt

alte-aare_unterwasskeanal_schönenwerd_nidergösgen_kirche

Bei Niedergösgen vereinen sich der Unterwasserkanal des EW-Gösgen (hinten) und die Alte Aare

aare_niedergösgen

Für kurze Zeit zieht der Fluss wieder komplett und mit kräftiger Strömung durch die Landschaft

döbel_alet_aare_niedergösgen_fische_fischschwarm

Zwischen Olten und Aarau sind heute etwa 42 verschiedene Fischarten heimisch. Hier suchen Döbel an der Wasseroberfläche nach Nahrung. Neben Würmern, Kleinkrebsen und Insekten, verzehren die Tiere auch pflanzliche Kost wie Algen und Beeren

Neophyten – die bunte Gefahr

Neophyten sind gebietsfremde, meistens vom Menschen verbreitete Pflanzen. In Flussauen nehmen sie die Lebensräume standorttypischer und ohnehin schon seltener Pflanzen in Beschlag. Neophyten gefährden gerade bei massenhaftem Auftreten die Biodiversität an den befallenen Stellen. Die folgenden Exemplare wurden zwischen Winznau und Obergösgen am Flussufer angetroffen.

sommerflieder_aare_obergösgen

Der Sommerflieder ist ein aus China und Tibet stammender Neophyt. Die Pflanze gedeiht gerne in Flussauen, wo sie ansässige Arten konkurrenziert

drüsiges-springkraut_alte-aare_gösger-schachen_mühledorf

Das drüsige Springkraut war einst in Ostindien und dem Westhimalaja beheimatet. Als Zierpflanze fand es eine beinahe weltweite Verbreitung. Die Pflanze wächst ebenfalls in Flussauen, wo es sie reichlich Nährstoffe, Schatten und Feuchtigkeit vorfindet

Stauwehr Schönenwerd

stauwehr-schönenwerd_ausleitungskanal_aare

Am Stauwehr Schönenwerd (rechts) wird der Aarelauf abermals getrennt. Im Hintergrund zweigt der Ausleitungskanal des Kraftwerks Aarau ab

wehr-schönenwerd_aare_tosbecken_kolkschutz

Massiver Kolkschutz im Tosbecken des Schönenwerder Wehrs

Wöschnauer Schachen

wöschnauer-schachen_restwasserstrecke_alte-aare

Auch diese Restwasserstrecke folgt dem ursprünglichen Flusslauf, weshalb auch hier von der Alten Aare gesprochen wird

wöschnauer-rank_restwasserstrecke_alte-aare2

Am Wöschnauer-Rank 

wöschnauer-rank_restwasserstrecke_alte-aare_furkationen

Die Auenlandschaft gliedert sich in verschiedene Lebensbereiche – je nach Exposition im Überschwemmungsbereich des Flusses

Bild oben: In unmittelbarer Wassernähe befindet sich der gehölzfreie Auenbereich, bestehend aus kurzlebigen Fluren. Rechts im Bild sind Weidengebüsche als typische Vertreter der Weichholzaue zu sehen. Im Hintergrund beginnt der Weidenwald, als Vorstufe zur Hartholzaue (im Bild nicht mehr sichtbar).

kolmation_sohle_restwasserstrecke_wöschnauer-schachen_alte-aare

Als Folge des Geschiebemangels tieft sich der Fluss auch im Wöschnauer Schachen ein. Dabei trägt er kleinere Kieselsteine fort, während grössere Steine eine harte Deckschicht bilden. An ruhigen Stellen setzen sich Feinsedimente zwischen die Steine, was zur Abflästerung der Sohle führt (Kolmation)

wöschnauer-schachen_unterwasserbereich_trübung_jungfische_aare

Blick in die trübe Unterwasserwelt der Aare. Zwischen Bielersee und Rhein nimmt die Trübung des Wassers laufend zu, da einmündende Nebenflüsse wie Emme, Murg oder Wigger reichlich mineralische Schwebstoffe eintragen

wöschnauer-schachen_restwasserstrecke_aare_aarau

Der Frühherbst schleicht sich in die Auenwälder

hochwasser-warntafel_wöschnauer-schachen_aare

Bekannte Gefahr – anderes Piktogramm. Lauf Forest, lauf!

EW-Aarau

Das Wasserkraftwerk Aarau entstand bereits im Jahre 1894. Seither erfuhr die Anlage eine ganze Reihe von Aus- und Umbauten. Die nächste Modernisierung erfolgt in den Jahren 2017/18, wobei auch umfassende ökologische Verbesserungen umgesetzt werden.

wasserkraftwerk-aarau_aare

Der stilisierte „Wehrturm“ spiegelt die pathetische Vaterlandsliebe und das erstarkende Nationalbewusstsein am Vorabend des ersten Weltkriegs wieder

Literaturverzeichnis

5 Gedanken zu „Olten – Aarau

  1. Müller Irene

    Es ist nicht alles Gold,was glänzt.
    Letzten Sonntag, 16.Sept.2018, ist ein Seitenarm der „neuen“alten Aare im Gösger Schachen,unterhalb der Schachenbrücke, ausgetocknet. Wir haben tausende tote Jungfische aufgefunden.
    Am Sonntag wurde die Restwassermenge zurückgefahren, die jungen Fische hatten keine Chance zu fliehen.
    Wenn nach dem Hochwasser im Frühling kontrolliert worden wäre, hätte nan gesehen, dass sich Kies aufgestaut hat. Durch den Sommer ist immer genügend Wasser geflossen (ca.Fusstief). Nachdem am So die Wassermenge reduziert wurde, hat es nicht mehr gereicht.
    Ich hoffe, es wird nun eine Kontrolle gemacht, damit so etwas nicht mehr passiert.

  2. Sebastian Wälti Artikelautor

    Sehr geehrte Frau Müller

    Haben Sie vielen Dank für diese sehr interessanten Beobachtungen. Solche Infos schätze ich sehr. Dennoch: Es fehlen mir einige Informationen, um das Ausmass der Situation besser zu verstehen:

    In welchem Zeitrahmen erfolgte der Wasserrückgang. Plötzlich oder innerhalb von Stunden?
    Waren die Jungfische Sömmerlinge (1-2 cm) oder bereits grössere Tiere?

    Ich werde mich jedenfalls bei Alpiq erkundigen, wie das Dotierwasserregime aktuell gehandhabt wird und das Problem ansprechen.

Kommentare sind geschlossen.